DER 100-LITER-MAGEN
In Tulln steht der „Nachbau“ eines Pansens. Schaut beeindruckend aus mit einem Gewirr aus Zylindern, Leitungen, Ventilen. Damit wird die Funktionsweise des Rindermagens simuliert, und zwar in allen Details – bis zur künstlichen Speichelzugabe. Riecht man auch. „Die Leute aus der Analytik müssen geruchsfest sein“, sagt Dr. Binder. An diesem Modell kann dann die Wirkung der Zusatzstoffe untersucht werden.
In der Praxis werden die Zusatzstoffe dann im Promille-Bereich unters Tierfutter gemischt. Oft auch als Kombiprodukte mit Vitaminen und Mineralstoffen. Produkte, die für BIO zertifiziert sind, hat das Unternehmen auch im Programm.
FÜR GESÜNDERE TIERE
„Wir beschäftigen uns damit, wie wir die Landwirtschaft nachhaltiger gestalten können – im Sinne gesünderer Tiere, effizienterer Nutzung von Rohstoffen und weniger Emissionen“, bringt Dr. Eva Maria Binder die Ziele ihrer Unternehmenseinheit auf den Punkt. Daneben gibt es in dem 30.000-MitarbeiterInnen-Unternehmen auch andere, die etwa mit „predictive tools“ arbeiten. Sensoren am Ohr der Kuh senden ihre Bewegungsmuster an eine Cloud. Werden dort untypische Verhaltensweisen festgestellt, besteht Handlungsbedarf. Steht die Kuh zu viel, dann weist das auf Verdauungspropleme hin. „120 Liter Sodbrennen“ beschreibt Dr. Binder, um gleich darauf nachzuschieben: „Das war jetzt nicht wissenschaftlich, aber es geht in die Richtung.“
„TULLN HAT SICH INTERNATIONAL POSITIONIERT“
„Als Forschungs- und Wissenschaftsstandort hat sich Tulln in vielen Bereichen international positioniert und ist bekannt“, unterstreicht Dr. Binder. In den Jahren, seit sie hier arbeitet, hat sich viel geändert. Neue Bildungseinrichtungen, neue Gebäudekomplexe, viele Institutionen und Organisationen. Geblieben ist aber der Campus-Spirit. „Viele von uns sind per Du, wir sind Nachbarn, haben gemeinsame Projekte und es gibt einen regen Wissensaustausch.“ Deshalb empfiehlt sie den Standort Tulln auch jungen Start-ups. Das Netzwerk von Universität und FH ist ein zusätzlicher Plus-Punkt.
DIE MEISTEN FINDEN TULLN „VOLL COOL“
Dr. Eva Maria Binder ist seit 1997 – mit zwei Unterbrechungen - selbst begeisterte Tullnerin. Die Entwicklung der Stadt sieht sie sehr positiv. Von der einstigen Blumenstadt über die Gartenstadt bis hin zu heutigen „grünen Stadt“. Und natürlich: „Tulln ist auch Wissenschafts- und Forschungsstadt.“ Die meisten KollegInnen aus ihren Unternehmensgruppen finden Tulln „voll cool.“ Ach ja: was bedeutet jetzt „Head of Translational Science“? „Ich leite eine Gruppe von 40 WissenschafterInnen – ein Teil des Teams ist hier in Tulln, die anderen sind über die ganze Welt verstreut. Unsere Aufgabe ist es, eine Brücke zu schlagen zwischen der Forschung auf der einen Seite und dem Produktmanagement und Marketing auf der anderen Seite – und zwar in beide Richtungen.“